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Rückblick: Transalp 2008

Traumtour Trans Alp - ein unvergessliches Abenteuer Alpenüberquerung mit dem Mountainbike von Oberstdorf nach Riva am Gardasee vom 3. August bis 9. August 2008 Teilnehmer: Hannelore Hüthmayr, Margot Scherbaum, Anton und Carmen Zauner, Christian Stad

TRANS ALP – Antons Traum, der im August 2008 Wirklichkeit werden sollte. Auch Christian konnte sich schnell dafür begeistern, übernahm die Planung und bescherte uns damit eine bestens organisierte Tour, die nicht schöner hätte sein können! Mit Hannelore und Carmen kam schließlich ein gut eingespieltes verlässliches Team zustande. Als Rückhalt für alle Fälle erklärte sich Charly Platzer dankenswerterweise bereit, das Team mit Antons VW-Bus zu begleiten, vor allem da bei diesem Vorhaben die Chancen eine(n) Mitfahrer(in) zu haben besonders gut standen. Als weitere Bereicherung, vor allem in punkto Allgemeinwissen, vervollständigte das Organisationstalent Margot Scherbaum aus Scharnstein unser Team.

Am Samstag, dem 2. August 2008 , abends erreichten wir nach ca. 4,5 Stunden Fahrt mit Antons VW-Bus unseren Ausgangspunkt: Oberstdorf . Die von uns gewählte Route, die uns auch von unserem bayrischen Freund Heinz empfohlen wurde, ist die sogenannte „ Joe-Route “, welche mit 5 von 5 möglichen Sternen gekennzeichnet ist, was Erlebniswert, aber auch Kondition und Fahrtechnik betrifft.

Am 1. Tourtag , das Wetter war annehmbar, es hatte sich ja in den frühen Morgenstunden noch ausgeregnet, fuhren wir von Oberstdorf in Richtung des berühmten Schrofenpasses (1.687 m) mit seiner „angeblich“ spektakulären Aluleiter (Gerüchten zufolge 40 m lang über einem 40 m tiefen Abgrund). Anfangs leicht bergauf ansteigend, immer steiler werdend bis schließlich das Rad nur mehr schiebend über einen Wanderweg vorwärts gestoßen werden konnte, erreichten wir schließlich diesen "Grund für manch schlaflose Nächte": das Leiterchen mit nicht einmal 10 m Länge! Unsere nächsten Stationen waren die wunderschönen Orte in Vorarlberg Warth , wo wir uns mit Charly im Dorfcafe stärkten, und dann das bekannte Lech (1.444 m). Von Lech gings über eine asphaltierte Mautstraße zum Formarinsee (1.874 m), wo wir bei einem Sonnenbad auf Charly und unser Begleitfahrzeug warteten, um das nötige Gepäck für die Hüttennacht auf der Freiburgerhütte und den nächsten Tag im Rucksack zu verstauen. Die letzten Höhenmeter zur Hütte hatte Charly zu Fuß über einen schönen Wanderweg zu bewältigen.

Erfolgreiche Bilanz des 1. Tages: 49 km, 1.625 hm

Am 2. Tourtag erwartete uns die erste knackige Abfahrt. Von den insgesamt 1.000 hm bergab nach Dalaas im Klostertal konnten wir weniger Geübten (alle außer Christian und Margot) nur ca. 1 Drittel fahren, den Rest mußten wir das Rad auf einem Wanderweg schiebend zurücklegen. Erste harmlose Stürze wurden geliefert. Die Freude über die Abfahrt währte nicht lange, denn schon ging es wieder 6,6 km zum Kristbergsattel (1.479 m) bergauf. Es folgte eine kurze Abfahrt und anschließend ging es eine Höhenloipe mit vielen Heidelbeeren am Wegesrand entlang in Richtung Jausenstation „Hasahüsli“, um den berühmten Kaiserschmarrn, für den diese 5-Sterne-Hütte bekannt ist, zu verkosten. Nach dieser ausgiebigen Pause hatten wir genügend Kraft getankt für die Weiterfahrt ins Silbertal mit toller Aussicht auf die Patteriolspitze und vielen Murmeltieren in fast greifbarer Nähe. Am Ende der Fahrstraße wurde nochmals eine Rast eingelegt. Von nun an ging es wieder nur schiebend vorwärts. Christian hatte seine erste Panne – keine Luft mehr im Vorderrad. Während er diese behob versuchten wir noch dem drohenden Regen zu entkommen, doch es war einfach noch zu weit bis zur Heilbronnerhütte und das Vorankommen auf diesem Weg mit dem Fahrrad einfach zu mühselig. Bei strömendem Regen erreichen wir nach ca. 1 Stunde endlich wieder eine Straße und radelten bergauf in Richtung Hütte, doch auch diese endete wieder und es blieb uns nichts anderes übrig als erneut das Rad auf einem schmalen Weg zu schieben, diesmal aber steil bergauf. Nicht gerade förderlich für die Schönheit der Beine, insbesondere der Wadeln, der Mädels. Einziger Lichtblick an diesem trüben späten Nachmittag: Charly, der uns von der Heilbronnerhütte entgegengegangen war und nun beim Rad stoßen mithalf und uns Mut machte mit der Aussicht, es bald überstanden zu haben.

Anstrengende, nervenaufreibende 47 km und 2.115 hm

Christians Planungstalent hatten wir es zu verdanken, dass der 3. Tourtag wieder etwas weniger anstrengend werden sollte. Bei frostigen 8° C starteten wir von der Heilbronnerhütte in Richtung Tal. Wie schon am Vortag befürchtet streikte Antons Hinterrad beim bergab fahren und blockierte nun völlig. Gut, dass Charly nicht weit ist. Die beiden fuhren nach Ischgl, um das Rad reparieren zu lassen, während wir im Nebel an einer Wasserscheide vorbeikommend (Rhein – Inn) nach Galtür abfuhren. Die Route führte an den Lawinenverbauungen den Zeinisbach entlang nach Ischgl weiter. Dort trafen wir wieder auf Charly und Anton mit seinem frisch reparierten Rad. Nach einer Mittagspause in der Bäckerei Kurz konnte es gemeinsam in Richtung Heidelberger Hütte weitergehen. Dabei unterhielten wir uns ganz nett mit einer Gruppe Bikern aus Bayern, denen wir schon seit Oberstorf immer wieder begegnet sind. Im leichten Nieselregen ging es zuerst auf Asphalt später auf Schotter das Fimbatal in Richtung Hütte hinauf. Kaum am ehemaligen Grenzzollamt, das die Grenze zur Schweiz kennzeichnet vorbeigekommen, noch ein paar Bachdurchfahrten gemeistert, kamen wir auch schon zur schönen Heidelberger Hütte (2.264 m). Durch eine heiße Suppe gestärkt ging es dann die restlichen 350 hm über einen Wanderweg, gesäumt von wunderschönen Blumenpolstern in allen erdenklichen Farben, weiter zum Fimbapaß auf 2.608 m . Anschließend wieder eine von diesen knackigen Abfahrten! Langsam aber sicher machte sich das tägliche Training bei unserem fahrtechnischen Können bemerkbar! Glücklich und stolz kommen wir in Sur En (Schweiz) an (1.124 m).

Heutige Bilanz: 60 km, 1.410 hm

4. Tourtag: Die Königsetappe bei Kaiserwetter !

Heute Vormittag erwartete uns eines der Highlights dieser Tour: die Uina-Schluchtgalerie , 600 m lang, an den breitesten Stellen nur 1,3 m schmal wurde sie 1908 vom Alpenverein in die senkrechte Felswand gesprengt. Grantig steil führte die Schotterpiste hinauf zum Schluchtbeginn. Hannelore und Carmen mußten sich den Eintritt erst erkaufen, da ihnen zwei deutsche Urlauberkinder den Weg versperrten mit den Worten: „Geld oder Riegel“. Erst nach Erfüllung der Forderung durften sie passieren. Christians Entscheidung, diesen Teil der Route nicht am Vortag am Abend noch zu meistern, sondern heute Vormittag hatte sich als die beste Idee seines Lebens herausgestellt! Somit konnten wir diese landschaftlich beeindruckende Schlucht noch im Vollbesitz unserer Kräfte vollauf in voller Länge mit ihren 600 m voll und ganz genießen. Am höchsten Punkt nach Verlassen der Schlucht erreichten wir den Schlinigpaß mit 2.295 m – die Grenze zwischen Schweiz und Italien . Nach einer Biegung tauchte die alte Pforzheimer Hütte auf und anschließend das Schutzhaus Sesvenna. Über eine, wie sollte es auch anders sein, knackige, nein wirklich knackige Abfahrt gings dann hinunter durch die Südtiroler Ortschaften Schleis und Laatsch in die kleinste Stadt Südtirols: Glurns (907 m). Dort bekamen wir zur Belohnung unserer Leistungen den besten Cappuccino und einen Apelstrudel, um auch noch den Nachmittag bewältigen zu können. Dieser hatte es dann noch in sich. Zuerst gings hinauf auf die Schartalpe (1.829 m), wo als Belohnung ein wirklich eindrucksvoller Ausblick auf König Ortler (3.905), den höchsten Berg Südtirols mit seiner berühmten Nordwand auf uns wartete. „Wohl ist die Welt so groß und weit…!“ Doch keine Zeit zum Frohlocken: Gewitterwolken trieben uns zur Eile. Nach ein paar hundert Metern Abfahrt Richtung Stilfs hatten wir schließlich den letzten Kräfte zehrenden Anstieg zur Furkelhütte (2.153 m) vor uns. Auch dieser war irgendwann doch geschafft und die Furkelhütte erreicht. Aufgrund der Wetterlage war für Anton, Hannelore und Carmen keine Zeit, die Aussicht zu genießen. Von nun an ging´s bergab. Priorität hatte trocken ins Quartier zu kommen. Die äußerst steile Abfahrt über eine Piste nach Trafoi wurde unter solchen Umständen schnell und sicher bewältigt.

Stolze 63 km, 2.740 hm!!!

Der 5. Tourtag ist geprägt von der Vorfreude auf die 46 Kehren und 1.200 hm Auffahrt zum Stilfser Joch (2.757 m) . Christian nützte die Gelegenheit und gab einmal richtig Gas. Mit seinen knapp unter eineinhalb Stunden kommt er zwar nicht ganz an die Zeit von Marco Pantani heran, aber immerhin – wir gratulieren! Die anderen vier ließen es da etwas ruhiger angehen. Margot gönnte sich einige Fotopausen und schaffte trotzdem kurz vor Anton noch eine Zeit unter zwei Stunden. Hannelore und Carmen waren froh, es überhaupt noch Vormittag geschafft zu haben. Am Stilfser Joch selbst geht es zu wie im Kirtag. Auch die vielen Souvenirläden und der immer stärker werdende Fahrzeug- und Touristenverkehr lädt nicht zum lange verweilen ein. Nach ein paar Fotos mit dem herrlichen Panorama im Hintergrund (Das Dreigestirn der Ostalpen: Ortler, Königsspitze und Zebru) und natürlich einer Stärkung (Cappuccino) machten wir uns zur Abfahrt bereit. Auf der Paßstraße fuhren wir ein Stück Richtung Bormio und bogen nach ca. 1 km ab zur Boccetta di Forcola , einem alten Militärpfad aus dem 1. Weltkrieg, der uns zum Höhepunkt mit 2.768 m unserer Alpenüberquerung führte. Die anschließende knackige Abfahrt auf einer ehemaligen teilweise befestigten Militärpiste war schon fast keine Herausforderung mehr für uns! Diesmal blieb auch wieder einmal Zeit, in der wohlverdienten Mittagspause ein Sonnenbad zu genießen. 1.200 hm insgesamt ist die Abfahrt bis nach Bormio . Dort verabredeten wir uns mit Charly in einem Cafe auf einen Cappuccino bevor wir die letzten 500 hm für diesen Tag bei südländischer Hitze bis nach Santa Caterina zu absolvieren hatten. Nach längerem Suchen kamen auch die letzten Biker im Quartier heil an. Auch Charly hatte an diesem Tag sein Abenteuer erlebt: In einem Tunnel, das nur für ein Fahrzeug Platz bot, hatte er Gegenverkehr  und somit alle Hände voll zu tun, um sich und den VW-Bus aus dieser Situation wieder heil herauszumanövrieren. Was ihm natürlich auch nach einiger Zeit gelungen ist. Nicht nur knackige Abfahrten, auch knackige Tunneldurchfahrten gibt es in Südtirol!

Heutige Bilanz: 55 km, 2.270 hm

Am 6. und vorletzten Tourtag ließ das Wetter etwas zu wünschen übrig. In der Nacht regnete es in Strömen und mehrere Gewitter gingen nieder. Dem Aufbruch zum Gaviapaß (2.621 m) stand jedoch trotzdem nichts im Weg, es war sehr kühl, aber es regnete wenigstens nicht. Trotz der Steigung zum Gaviapass wurde uns einfach nicht warm und wir mussten bereits vor Erreichen der Passhöhe in wärmere Kleidung schlüpften. Am Gaviapaß selbst wurde nur kurz ein Foto geschossen und dann stürzten wir uns auf die wunderschöne Abfahrt auf einer teilweisen extrem schmalen Asphaltstraße bis nach Pezzo. Anschließend ging es wieder bergauf zur Montozzo-Hütte. Um den immer stärker werdenden Regen zu entkommen kehrten wir in ein kleines Bergrestaurant in Case di Monti ein, wo wir zur Stärkung ein Mittagessen zu uns nahmen. Nachdem der Regen aufgehört hatte kämpften wir uns auf der steilen Schotterpiste zwischen hunderten von Schafen und einigen Ziegen in Richtung Rifugio Montozzo , wo wir wieder Zuflucht vor Gewitter, Regen und Hagel suchen mussten. Bis auf Hannelore und Carmen kamen alle halbwegs trocken davon. Aber Cappuccino und Kuchen und ein nettes Gespräch mit gleichgesinnten Spaniern, die wir unterwegs auch immer wieder antrafen konnten die Stimmung sogleich wieder heben. Die letzten 150 hm bis zur Montozzoscharte (2.613 m)  waren schnell überwunden, erwartete uns ja auch auf der anderen Seite eine Abfahrt, die anfangs großteils zu fahren war. Bald sahen wir auch den türkisfarbenen See Lago di Plan Palu , von dem wir schon soviel gehört und gelesen hatten. Mehrere Stürze diverser Biker(innen) erfolgten bis wir schließlich den Stausee erreichten. Von da an ging es bequem auf Asphalt auf einem Radweg zu unserem heutigen Ziel: Dimaro . Der erfolgreich absolvierte Tag mit seinen 74 km und 2.020 hm wurde erstmals diese Woche ausgelassen bei einer Flasche Rotwein in einer Pizzaria gefeiert.

Unser letzter Tourtag begann und wir waren uns nun schon ziemlich sicher, dass uns nichts mehr aufhalten kann! Voll motiviert starteten wir Richtung Madonna di Campiglio und fuhren dann, nachdem wir den Ort selbst rechts liegen gelassen hatten, weiter zum Rifugio Gaffer (2.261 m ). Immer wieder trafen wir auf zwei weitere Oberösterreicher (aus Grieskirchen und Gunskirchen), die uns die nächsten 2 Tage immer wieder begegnen sollten. Im Rifugio Gaffer bekamen wir eine Mittagspause genehmigt und stärkten uns für den Nachmittag. Margot war schon vorgefahren, um uns in Riva ein Quartier zu besorgen. Anschließend absolvierten wir anfangs mehr schiebend, da doch zu knackig, die Abfahrt auf einem Wanderweg. Am größten Brenta-Wasserfall machten wir eine kurze Fotopause und anschließend hatten wir noch einen Anstieg zum Passo Bregn de l ´Ors (Bärenpass 1.836 m), vorbei an einem wunderschönen Gebirgssee „Lago di Val Agola“ zu bewältigen. Nachdem auch dieser gemeistert war ging es zuerst auf Schotterpiste und dann auf Asphalt hinunter bis auf 400 hm, durch die Orte Ponte Lisagn, Stenico und Ponte Arche. In Lomaso machten wir dann noch einen Abstecher mit 700 hm in Richtung Rifugio San Pietro, durch „Gelsenkirchen“, die Hochburg der Gelsen und endlich, da sahen wir ihn nun ca. 800 m unter uns: der Gardasee!!! Hannelore und Carmen lagen sich überglücklich in den Armen, kaum glaubend, dass sie es geschafft hatten! Schnell brachten wir die letzten 800 hm bergab auf Asphalt nach Riva hinter uns und fanden Charly und Margot in einer Pizzeria am Hafen. Die Pizza und der Radler schmeckten so gut wie nie zuvor! Nach Beziehen der Quartiere und reichlicher Körperpflege musste der Erfolg natürlich noch gefeiert werden! Herzlichen Dank an Hannelore für die gespendete Flasche Lambrusco!

Am darauffolgenden Tag (Sonntag, 10.08.08) ließen wir diese aufregende, abenteuerliche, (über)mäßig anstrengende Woche gemütlich ausklingen. Nach ausreichendem Schlaf, gab es ein reichliches Frühstück, anschließend war baden im Gardasee angesagt und weil wir immer noch voll motiviert waren führte uns Christian 400 hm eine schmale Straße zum Ort Pregasina auf Cappuccino und traumhaften Cremeschnitten hinauf, um uns den tollen Ausblick über den Gardasee und die Umgebung zu präsentieren. Danach genehmigten wir uns in einer Pizzeria in Riva noch ein anständiges Abschiedsessen und holten anschließend „Turbo-„Margot ab, die den Tag nutzte, um einen der schwierigsten Klettersteige der Ostalpen zu bezwingen. Sie hatte sogar noch soviel Energie, um uns die ganze Strecke von Riva bis Pettenbach wieder heil heim zu bringen – dafür nochmals vielen Dank!

Weiters möchten wir uns nochmals bedanken bei Charly für seine Begleitung, ohne die manchen diese Tour nicht ermöglicht worden wäre, bei Anton für die Zurverfügungstellung des VW-Busses und bei Christian natürlich für die ausführliche Planung und Organisation dieser unvergesslichen Traumtour TRANS ALP!!!

Bis zum nächsten Mal - Carmen Zauner

Ein ausführliches Tagebuch von Margot Scherbaum findet ihr in der nachstehenden pdf-Datei.

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